Des Züchters Freud und des Züchters Leid, oder, es kann der Frömmste nicht in Frieden ruhen…

Liebe Dalmatinerfreunde!

Ich bin eigentlich kein Freund von vielen Worten, aber ich muss jetzt doch mal einiges loswerden.

Wir lieben unsere Hunde über Alles und geben uns die größte Mühe bei der Auswahl der Zuchthunde. Nach bestem Wissen und Gewissen planen wir unsere Verpaarungen. Aber es handelt sich um Lebewesen und die Natur lässt sich nicht in die Karten schauen.

Wir haben leider nur wenig Zeit, deshalb gibt es bei uns auch nur alle paar Jahre Welpen. Außerdem können wir uns nie von allen Welpen trennen, so dass wir mittlerweile 6 liebe Dalmatiner haben, die uns unendlich viel Freude bereiten. Sie sind alle topfit , sehr intelligent und ich glaube, auch ganz hübsch anzusehen, aber das ist ja immer Geschmacksache. Vor kurzem ist unsere geliebte Rudelchefin Comtesse vom Gramzower Kloster mit fast 13 Jahren über die Regenbogenbrücke gegangen. Noch immer kommen uns sehr oft die Tränen, aber das wird wohl auch immer so bleiben.

Unsere heißgeliebte Dalmioma Dinah vom Gramzower Kloster ist mit ihren fast 12 Jahren quicklebendig und voller Lebensfreude, obwohl sie seit ihrem 8. Lebensjahr Diabetes Typ I hat und nicht mehr so gut sieht (grauer Star). Es ist so wunderbar sie beim Spielen mit ihrem Enkel Django vom Hossenhaus zu beobachten. Dinahs Diabetes ist kein Geheimnis, sie begleitet uns immer auf Ausstellungen und hat selber viel Freude daran. Ich spritze ihr Insulin vor den Augen der anderen Aussteller und Besucher und erkläre auch jedem, der mich fragt, warum sie ein Sweatshirt oder einen Hundemantel trägt (Vorbeugung gegen Unterzuckern).

Diese Ehrlichkeit wurde aber ihrem Sohn Bandit zum Verhängnis. Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, Bandit sei blind. Wir wurden genötigt, ein Gutachten über seine Sehfähigkeit zu erstellen. Schön, dass die Züchter, denen Bandit gut gefällt, sich nicht abbringen ließen ihn trotzdem zur Zucht zu verwenden, obwohl doch im Internet behauptet wird, dass wir einen überquellenden Genpool von Erbkrankheiten (?) hätten.

Na ja, Ehrlichkeit wird aber noch weiter bestraft.

Ich hatte mich hoffnungslos auf der Eurodog in Tulln (A) in den Rüden Kamilkan Vänäimöinen (genannt Taavi) verliebt. Er war das, wonach ich jahrelang für meine kleine Buffy-Pearl gesucht hatte. Wunderschön, kerngesund, super lieb und verträglich mit anderen Rüden, einfach ein Traumhund. Ein ganzes Jahr habe ich recherchiert, mir seine Vorfahren und Kinder angeschaut. Es gab nichts, was gegen ihn sprach. Also fuhr meine Tochter Stephanie mit Buffy nach Helsinki (FIN) zu Taavi. 9 Wochen später hatten wir sechs süße Welpen, einer schöner als der Andere und alle fehlerfrei, Herz, was willst du mehr.

Das Glück war aber nur von kurzer Dauer. Ein paar Monate später erhielten wir die Nachricht aus Finnland, das ein Kind von Taavi mit 4,5 Jahren an Epilepsie erkrankt ist, kurz darauf noch ein Weiteres. Die Züchterin von Taavi war total fertig, wenn es vorher bekannt gewesen wäre, hätte sie nicht ihren letzten Wurf mit Taavi auf ihre Linie gemacht und uns abgesagt. Viele Fragen, ist die Epilepsie erblich oder erworben, was war der Auslöser, etc.. Noch gibt es keinen Gentest für Epilepsie, deshalb kann die Frage bis jetzt noch nicht beantwortet werden. Taavis Züchterin hat ihre Zucht mittlerweile offiziell eingestellt, weil ihre Zuchthündin eine Vollschwester zu einer Hündin ist, die mit Taavi zusammen ein Kind hat, was an Epilepsie erkrankt ist und ihre Hündin zu alt sein wird, bis es einen Gentest für Epilepsie gibt.

Was tun? Nun, zuerst mal beten, dass kein Hundekind von uns krank wird. Sie sind alle so lieb und gelehrig und bereiten ihren Besitzern so viel Freude. Wir selber haben uns ja auch einen süßen Schatz aus diesem Wurf behalten. Unser Django begeistert uns Tag für Tag. Er ist so charmant und lieb.

Dann ein kleiner Hoffnungsschimmer. Eine gute Freundin hat einen Genetiker kennen gelernt, der den Genmarker für Epilepsie bei einer Dackel art entdeckt hat und einen Gentest für diese Rasse entwickelte. Sie versucht ihn dazu zu bewegen auch einen Gentest für Dalmatiner zu entwickeln. Er erklärt sich bereit und es wird ein Aufruf gestartet Blut von erkrankten Dalmatinern und gesunden Geschwistern, sowie von alten gesunden Hunden als Gegenprobe zu spenden. Ich setze mich dafür ein, dass ein Artikel über das Forschungsprojekt in der Dalmatinerpost veröffentlicht wird und eine Powerpointepräsentation auf der ECDC (jetzt WAFDAL) Konferenz in Zagreb gezeigt wird. Weiter entwerfe ich eine Website für das Projekt EPIDAL www.epidal.dalmatiner.org in Deutsch und Englisch, die von einer Freundin gepflegt wird und mache auf mehreren Webseiten Reklame für dieses Projekt. Seit her habe ich eine sehr hohe Telefonrechnung von den vielen Telefonaten mit Finnland.

Ich wurde vor einiger Zeit einmal angerufen. Es gäbe so ein Gerücht, dass Taavi Epilepsie vererben sollte. Ich müsste mich doch unbedingt gegen dieses Gerücht wehren und man würde mich doch als so korrekt und ehrlich einschätzen, dass kein Hund aus unserem D-Wurf in die Zucht geht, bis die Sache geklärt ist. Ich habe folgendes geantwortet: Wie soll ich mich dagegen wehren, wenn ich nicht das Gegenteil beweisen kann. Das wäre erst möglich, wenn es einen Test geben würde. Ich habe dann von den Erfolgen bei den Dackeln erzählt und das es Hoffnung gibt, auch in absehbarer Zeit (evtl. mit viel Glück in den nächsten zwei Jahren) einen Gentest für Dalmatiner zu entwickeln, wenn genügend Spenderblut vorhanden ist. Noch sind unsere D-chens jung und ich habe bis jetzt gar keine Absicht, dass ein Hund aus diesem Wurf die Zuchtzulassung macht. Wenn es den Test gibt, werde ich den ganzen Wurf testen lassen, auch wenn es sehr teuer ist (mindestens 300,00 Euro pro Testset). Vielleicht hat sich ja der weite Weg nach Finnland dann doch noch gelohnt, aber das Wichtigste ist, dass alle Gesund bleiben.

Der Lohn für meine Ehrlichkeit: Im Internet ist zu jetzt lesen, ich würde die Leute für dumm verkaufen und behaupten, dass es für Dalmatiner einen Gentest gibt und unser Django frei wäre. Er stünde schon als nächster Deckrüde in den Startlöchern, obwohl sein Vater nachweislich Epilepsie vererbt. Dabei ist es doch schlimm genug, dass immer noch ein anderer Rüde aus unserer Zucht fleißig deckt, obwohl dessen Mutter ja Diabetes hat und fast blind ist. Wir haben ja einen überquellenden Genpool an Erbkrankheiten und nicht den weiten Weg nach Finnland gescheut, um uns auch noch Epilepsie reinzuholen.

Aber das ist noch nicht alles. Es wird uns auch nachgesagt, dass wir Nachkommen aus unserem D-Wurf skrupellos in der Zucht einsetzen. Wir würden nur mit häufig guter Audiometrie und zahlreichen Titeln werben. Welche Nachkommen? Es hat bis jetzt noch kein einziger Hund aus diesem Wurf die Zuchtzulassungsprüfung abgelegt und es ist auch noch nichts geplant.

Außerdem würden wir wider besserem Wissen das gesundheitliche Risiko verschweigen.
Wir bekommen sehr viele Deck anfragen für Django und jeder bekommt die gleiche Antwort, erstens noch viel, viel zu jung, soll erst mal richtig erwachsen werden, bevor er selber Kinder macht und zweitens ist mir das Risiko viel zu groß, ich möchte lieber noch warten, bis es einen Gentest für Dalmatiner bezüglich Epilepsie gibt.

Ich weiß, dass ich das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen kann. Da ich mich jetzt intensiv mit der Thematik befasst habe, bin ich leider zu dem Schluss gekommen, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Epilepsie freien Linien gibt. So ist es eben in der Natur. Ohne Tests weiß niemand, welche Erbanlagen in jedem Tier schlummern.

Obwohl ich, was die Entwicklung des Tests angeht, engen Kontakt zum Forschungsteam habe, muss ich wohl etwas verpasst haben, denn es gibt doch tatsächlich mehrere Züchter, die behaupten, dass sie nachweislich Hunde aus Epilepsie freien Linien besitzen. Gibt es doch schon einen Test oder wie ist es sonst möglich einen Nachweis zu erbringen? Ich wäre für einen sicheren Nachweis sehr dankbar und würde gerne die Adresse des Instituts erfahren, um dort direkt den ganzen Wurf zu testen.

Na ja, so hat jeder sein Päckchen zu tragen. Da Taavi für mich nach wie vor der absolute Traumhund ist, aber wir nicht vorsätzlich kranke Hunde züchten, wird Buffys Schwester Bessy-Bijou Jungfrau bleiben, denn bis es den Test gibt, ist Bessy viel zu alt für Welpen. Jetzt müssen wir erst mal abwarten, wie es weiter geht.

So, dass musste doch mal gesagt werden.

Nichts desto trotz wünschen wir allen Dalmatinerfreunden einen guten Rutsch und ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2008. Es kann nur besser werden, denn ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.

Mit getupften Grüßen
Elke Langanke, Dalmatiner „vom Hossenhaus“

P.S.: Ach übrigens, ich habe in meinem Mandanten- und Freundeskreis sehr gute Anwälte, aber meine Zeit ist mir viel zu kostbar, um mich weiter mit solch grobem Unfug zu befassen.

Noch ein letzter Satz. Erfolg und Neid sind hart erarbeitet, Mitleid gibt es umsonst.

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